Dr. Peter Liese (EVP/CDU) und Norbert Lins (EVP/CDU):
Gesetzgebungsvorschläge zu Tierarzneimitteln in parlamentarischer Beratung / Unterstützung für 10-Punkte-Plan von Minister Gröhe
Die Christdemokraten im Europäischen Parlament machen die Bekämpfung von Resistenzen gegen Antibiotika zu einer Priorität ihrer parlamentarischen Arbeit. Dies legten der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP), Dr. med. Peter Liese, und sein EVP-Kollege Norbert Lins vor Journalisten in Brüssel dar. "In Europa sterben jährlich 25.000 Menschen, weil sie an Keimen leiden, gegen die kein herkömmliches Antibiotikum mehr wirkt. Experten zeigen in aktuellen Stellungnahmen auf, dass sich in manchen Bereichen innerhalb von wenigen Jahren die Zahl der Resistenzen fast verdoppelt hat", so der Arzt und Europaabgeordnete Liese. "Hier besteht akuter Handlungsbedarf, sonst könnten wir irgendwann in eine Phase geraten, in der Antibiotika insgesamt nicht mehr wirken. Die WHO spricht bereits von der Gefahr einer Post-Antibiotika-Ära", führt Liese weiter aus.
Das Europäische Parlament berät zurzeit drei Verordnungsvorschläge, die im sog. Tierarzneimittelpaket zusammengefasst sind. Durch ein ganzes Maßnahmenbündel sollen die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zurückgedrängt und wirksame Medikamente verfügbar gemacht werden. "Auch wenn die zahlenmäßig größte Ursache bei Hygienemängeln und nicht sachgerechtem Antibiotikagebrauch in der Humanmedizin liegen, muss auch die Landwirtschaft und Veterinärmedizin ihrer Verantwortung gerecht werden. Leider wird in der Tierzucht, insbesondere in der Geflügelzucht, aber auch der Schweinezucht, teilweise zu intensiv Antibiotika eingesetzt. Die dadurch entstehenden Resistenzen können sich auch auf den Menschen übertragen", beleuchtet Norbert Lins, einer der verantwortlichen Abgeordneten im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments, die Zusammenhänge. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, dass Reserveantibiotika, die beim Menschen eingesetzt werden, wenn herkömmliche Antibiotika nicht mehr wirken, in der Tierzucht verboten oder auf ganz spezielle Anwendungen beschränkt werden. "Wir wollen Anreize für Unternehmen schaffen, neue Antibiotika für Tiere zu entwickeln. Hier geht es um längere Marktexklusivität, damit billige Nachahmerprodukte (Generika) später auf den Markt kommen und sich so die Forschung und Entwicklung von neuen Medikamenten für die Industrie stärker lohnen", sind sich Liese und Lins einig.
"Das Problem ist gravierend und wird eindeutig unterschätzt, deshalb dürfen wir nicht bei halbherzigen Lösungsansätzen verharren. Eng abgestimmte Maßnahmen zwischen Human- und Tiermedizin sind nötig", so beide Europaabgeordnete. In diesem Zusammenhang lobten Liese und Lins ausdrücklich den Ende März vorgestellten 10-Punkte-Aktionsplan von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. "Der Minister macht hier wichtige und in meinen Augen richtige Vorschläge für den Human- und den Tierbereich. Dort, wo die EU zuständig ist, müssen wir dies aufgreifen, denn, wie es in dem Aktionsplan heißt, machen Keime an der Grenze nicht halt", so Liese abschließend.
Für weitere Informationen:
Peter Liese MdEP, Tel. +32 228 47981
Norbert Lins MdEP, Tel. +32 228 47819