Brüssel, 30.01.2014 – Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hat heute einer neuen EU-Verordnung zum Umgang mit invasiven Tier- und Pflanzenarten zugestimmt. Erstmals soll damit die Überwachung und Bekämpfung dieser 'Aliens' einheitlich geregelt werden. Die Europaabgeordnete und Berichterstatterin der christdemokratischen EVP-Fraktion, Dr. Renate Sommer (CDU), begrüßt die Abstimmung als längst überfälligen Schritt.
"In Zeiten enormer Warenströme über den Seeweg und immer weiter steigender Flugbewegungen weltweit sind natürliche Ausbreitungsbarrieren für Tiere und Pflanzen, wie Gewässer, Berge und Wüsten, längst nicht mehr wirksam. Mit jedem Schiffcontainer können unerwünschte Samen, Insekten und Kleintiere in die EU gelangen, und viele Flugpassagiere nehmen sich gern ein Reiseandenken in Form von Pflanzen oder Samen mit. Der Klimawandel tut ein Übriges, indem er insbesondere Insekten, aber auch Pflanzen und Tieren neue Lebensräume eröffnet. Diese Arten aus fremden Breitengraden, im Eurokraten-Jargon als `Alien Species` bezeichnet, können nicht nur zur tödlichen Konkurrenz für heimische Arten werden. Sie gefährden oft auch die Infrastruktur und die menschliche Gesundheit. So führt das Gift der Herkules-Staude bekanntlich zu heftigen allergischen Hautreaktionen, “ so Sommer.
Obwohl invasive Arten bereits heute Kosten von jährlich rund 12 Milliarden Euro in der EU verursachen, gibt es bislang keinen einheitlichen Ansatz zu ihrer Bekämpfung. Aber nur, wenn alle Mitgliedstaaten an einem Strang ziehen und schon früh Bekämpfungsmaßnahmen einleiten, kann die Ausbreitung unerwünschter Pflanzen oder Tiere verhindert werden. Mit dem Verordnungsvorschlag wollte die Europäische Kommission deshalb eine Liste von 50 invasiven Arten erstellen und die Mitgliedstaaten dazu verpflichten, diese Arten zu überwachen und gegebenenfalls zu bekämpfen. „Wir halten diesen Ansatz prinzipiell für richtig, aber die Beschränkung dieser Liste auf nur 50 Arten für zu restriktiv. Deshalb haben wir uns für eine offene Liste ausgesprochen, die jederzeit ergänzt werden kann und auch die klimabedingten Zuwanderungen berücksichtigt. Bei der Risikobewertung sollten darüber hinaus auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft sowie die menschliche Gesundheit einbezogen werden. Außerdem soll die Kommission nicht allein darüber bestimmen dürfen, ob eine Art in die Liste aufgenommen wird; ein neu zu schaffendes, wissenschaftliches Forum soll letztendlich diese Entscheidung treffen.
Um in Zeiten der Wirtschaftskrise auch den Kostenfaktor für die Mitgliedstaaten zu berücksichtigen, haben wir einige Ausnahmen eingeräumt. Diese greifen z.B., wenn die Kosten der Bekämpfung eines 'Aliens' in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen würde. Auch sollen die Mitgliedstaaten für besondere Tierhaltungen oder für den Anbau besonderer Pflanzenarten, wie Heilpflanzen zur Herstellung von Arzneimitteln, Sondergenehmigungen erteilen dürfen. Solange dies unter entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen geschieht, ist dagegen nichts einzuwenden. Auch den Aspekt des Tierwohls haben wir stärker betont. Die Bekämpfung invasiver Tierarten soll möglichst schonend erfolgen. Zu welchen Maßnahmen sich die Mitgliedstaaten letztendlich verpflichten, müssen aber die Verhandlungen zeigen, die nun zwischen EU-Parlament und Ministerrat beginnen,“ so Sommer abschließend.
Für weitere Informationen:
Dr. Renate Sommer MdEP, Tel. +33 388 17 7383