Straßburg, 19.01.12 - Das Europäische Parlament hat heute in einem Initiativbericht die Europäische Kommission dazu aufgefordert, die Gründe für die Verschwendung von Lebensmitteln in der EU zu untersuchen und Lösungsansätze vorzuschlagen. Laut einer Studie der Europäischen Kommission landet rund die Hälfte aller produzierten Lebensmittel im Müll. Diese Abfallberge haben nicht nur negative Auswirkungen auf das Klima, sondern sind ein volkswirtschaftlicher Schaden und vor allem aus ethischer Sicht nicht vertretbar, kritisieren die Abgeordneten.
"Die Zahlen sind erschreckend", erklärt die Europaabgeordnete und Expertin für Lebensmittelgesetzgebung, Dr. Renate Sommer (CDU). "Jeder einzelne von uns verschwendet jedes Jahr durchschnittlich 179 kg essbare Lebensmittel. Man kann solche Abfälle zwar nicht komplett vermeiden. Angesichts der wachsenden Anzahl hungernder Menschen in der Welt ist das Ausmaß der Verschwendung in der EU aber beschämend," so Sommer.
Das Gros der Lebensmittelabfälle entsteht in der landwirtschaftlichen Produktion und beim Endverbraucher. Überzogene Anforderungen an Aussehen und Form von Obst- und Gemüse führen dazu, dass fast ein Drittel der Frischware noch auf dem Feld aussortiert wird. "Die größte Verantwortung tragen aber wir selbst als Endverbraucher, denn 42 Prozent aller Lebensmittelabfälle entstehen in den privaten Haushalten. Viele Verbraucher deuten das Mindesthaltbarkeits- und das Verbrauchsdatum nicht richtig und werfen Lebensmittel zu früh in den Müll. Außerdem wissen erschreckend viele Menschen nicht mehr, wie man kocht und dass man auch aus Resten eine leckere Mahlzeit zubereiten kann," erklärt Sommer.
Die Abgeordneten fordern die Kommission deshalb auf, Präventionsziele in den Mitgliedstaaten festzulegen und die Qualitätsstandards in der Landwirtschaft zu überprüfen. "Allerdings gehen einige Forderungen zu weit. Der Ruf nach verbindlichen Maßnahmen nach dem Verursacherprinzip könnte zum Beispiel in Strafzahlungen für Händler ausarten. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass gerade der Lebensmitteleinzelhandel aus Gründen der Rechtssicherheit besonders vorsichtig mit Lebensmitteln umgehen muss, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Die Weitergabe abgelaufener Lebensmittel, zum Beispiel an die Tafeln, ist immer auch mit einem Haftungsrisiko verbunden. Unsere wichtigste Aufgabe muss es deshalb sein, bei den Bürgern wieder ein Bewusstsein für den Umgang mit Lebensmitteln zu schaffen. Dieses Wissen muss schon unseren Kindern vermittelt werden. Daher brauchen wir dringend Informations- und Bildungskampagnen zuhause in unseren Mitgliedstaaten!" fordert Sommer abschließend.