Volkskrankheit Stress / Nicht mit anderen Themen vermengen / Anhörung im Sozialausschuss des Europaparlaments
"Stress und Burn-Out sind in Europa längst eine Volkskrankheit, die unserer Wirtschaft schadet", so der sozialpolitische Sprecher der CSU-Europagruppe, Martin Kastler. Anlässlich einer Anhörung zu "Stress am Arbeitsplatz" im Sozialausschuss des Europaparlaments hat er heute seine Forderung nach Maßnahmen der EU-Kommission und der Vorlage eines eigenen "Anti-Stress-Grünbuches" konkretisiert. Eine offizielle Anfrage an die Kommission wird derzeit bearbeitet. Das Thema, so Kastler, Beauftragter des Parlaments gegenüber der EU-Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (OSHA), "ist zu wichtig, um es in der für November angekündigten Ergonomie-Richtlinie abzuhandeln und dort mit Rückenerkrankungen zu vermengen."
Eric Albert, Mitbegründer des Französischen Instituts für Stressbekämpfung (IFAS) verdeutlichte in der Anhörung die wissenschaftliche Belegbarkeit der "Volkskrankheit Stress". Kastler zieht einen aktuellen Vergleich: "Das, was Demenz heute für die ältere Generation bedeutet, ist die Burn-Out-Gefahr für Jüngere. Stress und Burnout sind europaweit die größten Probleme im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Zwischen 50 und 60 Prozent aller verlorenen Arbeitstage sind auf Stress zurück zu führen. Der wirtschaftliche Schaden dadurch liegt bei geschätzten 20 Milliarden Euro jährlich - vor allem im mitarbeiterreichen Mittelstand."
Eine Absage erteilt Kastler den Plänen der EU-Kommission, das Thema Stress im Rahmen einer für November angekündigten Ergonomie-Richtlinie abzuhandeln. "Stress lässt sich nicht nur über falsche Körperhaltung und Rückenprobleme erklären - das ist eine klare Themaverfehlung. Die Kommission ist aufgefordert, die Lage in Europa zu scannen, ein Grünbuch vorzulegen und unter enger Einbindung der Sozialpartner eine Strategie gegen den Stress zu entwickeln."
Ebenfalls bedeutend, so Kastler, "ist in diesem Zusammenhang eine konsequente Familienstrategie für Europa, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert." An die Sozialpartner gewandt, fordert Kastler, "dem arbeitsfreien Sonntag seinen Platz in der Arbeitszeitrichtlinie zurückzugeben. Ein ausgewogener Rhythmus zwischen Arbeit und Freizeit ist die beste Prävention gegen Burn-Out." Diese soll in Bälde im offiziellen Sozialpartnerdialog auf EU-Ebene neu gefasst werden. Kastler selbst ist Initiator einer Online-Kampagne für eine Europäische Bürgerinitiative zum europaweiten Schutz des arbeitsfreien Sonntages - www.free-sunday.eu.
Für weitere Informationen:
Martin Kastler MdEP, Tel. +32 2 284 7538