Kritik an verbindlicher Gesetzgebung /
Freiwillige Schritte sind wichtig
Bis
zum Jahr 2015 soll der Anteil von Frauen in wirtschaftlichen Führungspositionen
bei mindestens 30 Prozent liegen, bis zum Jahr 2020 sogar bei 40 Prozent.
Das fordert der Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der
Geschlechter im Europäischen Parlament. Erreicht werden soll der Frauenanteil
nach den Vorstellungen des Ausschusses mit verbindlicher Gesetzgebung.
"Ich halte die Forderungen des Ausschusses für überzogen und habe daher
gegen die Einführung einer verbindlichen Quote gestimmt und mich bei der Endabstimmung
über den gesamten Bericht enthalten", so die CSU-Europaabgeordnete
Angelika Niebler. "Es ist richtig, dass die Unternehmen in Punkto
Frauenförderung etwas tun müssen, aber eine verbindliche Quote für Vorstände
und Aufsichtsräte geht zu weit."
Der
Frauenausschuss unterstützt mit seinem Bericht Viviane Reding, die
EU-Kommissarin für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft. Reding hatte bereits
im März dieses Jahres angekündigt, im Frühjahr 2012 einen Richtlinienvorschlag
vorzulegen, sollten die Unternehmen in Europa nicht ausreichend freiwillige
Maßnahmen ergreifen, um den Frauenanteil in den Führungsetagen zu erhöhen.
"Die
Unternehmen sollten diese Ankündigung ernst nehmen und freiwillige Schritte hin
zu einer ausgewogenen Repräsentanz von Männern und Frauen in wirtschaftlichen
Führungspositionen einleiten", so Niebler. Derzeit ist in Europa nur
jedes zehnte Vorstandsmitglied eine Frau, 97 Prozent der
Vorstandsvorsitzenden sind Männer. Dabei sind 60 Prozent der Universitätsabgänger
weiblich. Aus diesem Grund steht das Thema einer ausgewogeneren Repräsentanz
von Frauen bereits seit Ende letzten Jahres ganz oben auf der Tagesordnung der
Europäischen Kommission.
In
vielen Ländern gibt es bereits unterschiedliche Maßnahmen. Der finnische
"Corporate Governance Kodex" ist nach Meinung Nieblers eine sehr
gute Lösung. "Er schreibt zwar keine verbindliche Quote vor, zwingt
die Unternehmen aber, Vertreter beider Geschlechter in den Entscheidungsgremien
vertreten zu haben. Eine Nichteinhaltung dieser Erklärung muss öffentlich
erklärt werden. Allein dadurch stieg der Anteil der börsennotierten Unternehmen
mit Frauen im Aufsichtsrat oder Vorstand innerhalb von zwei Jahren seit
Bekanntwerden der Einführung des Kodex von 51 Prozent auf etwa 70 Prozent", so
Niebler.
Alle
politischen Fraktionen einschließlich der liberalen Fraktion, der auch die
FDP angehört, haben den Bericht unterstützt. Enthaltungen kamen größtenteils
aus der ECR und Teilen der EVP. Die Abstimmung im Plenum ist für Anfang Juli
vorgesehen.
Für weitere Informationen:
Dr. Angelika Niebler MdEP,
Tel. +32 2 284 7390