Dr. Renate Sommer (EVP/CDU): "Klebefleisch": Kennzeichnen statt verbieten!

19.05.2010

Das Europäische Parlament entscheidet heute über eine Stellungnahme, in der die EU-Kommission zur Rücknahme der Zulassung für das Enzym Thrombin als Lebensmittelzusatzstoff aufgefordert wird. Thrombin ist eines von mehreren (natürlichen) Enzymen, die für die Herstellung von so genanntem "Klebefleisch" verwendet werden. Die zuständige Lebensmittel-Expertin der christdemokratischen EVP-Fraktion, Dr. Renate Sommer (CDU), hält ein Verbot für falsch. Sie fordert stattdessen eine klare Kennzeichnung von Produkten, in denen die genannten Enzyme verwendet werden.

"Thrombin ist ein Blutbestandteil, der sowieso im Fleisch vorhanden ist. Kein Wunder also, dass die Wissenschaft dieses Enzym als unbedenklich zur Verwendung in Lebensmitteln einstuft. Es jetzt per Resolution zu einem gefährlichen Inhaltsstoff zu erklären, wäre wirkliche Idiotie. Auch das Argument, mit Thrombin zusammengeklebte Fleischstücke könnten eventuell leichter von Bakterien besiedelt werden, ist an den Haaren herbeigezogen: Wenn Lebensmittel nicht in einer keimarmen Umgebung hergestellt werden, handelt es sich um ein reines Problem der Hygiene, und das wiederum ist eine Frage der Lebensmittelüberwachung. Aus solchen Überlegungen heraus natürliche Lebensmittelzusatzstoffe zu verbieten, wäre grundlegend falsch", so Sommer.

"Allerdings darf der Verbraucher natürlich nicht in die Irre geführt werden. Man darf ihm nicht vorgaukeln, er kaufe einen gewachsenen Schinken, obwohl es sich nur um zusammengeklebte Fleischstücke handelt. Dies war es schließlich auch, was in den vergangenen Wochen für Aufregung gesorgt hatte", erklärt Sommer.

"Wir müssen also dafür sorgen, dass Produkte, in denen diese 'Klebe-Enzyme' verwendet werden, in Zukunft deutlich als solche gekennzeichnet sind. Als zuständige Parlamentsberichterstatterin für die Lebensmittelkennzeichnung werde ich einen entsprechenden Vorschlag einbringen. Eine deutlich sichtbare und verständliche  Kennzeichnung von Formfleisch, das sowieso nur als verpacktes Produkt auf den Markt gelangen darf, wäre dann verpflichtend.

So können wir Verbraucher nicht nur vor Irreführung schützen, sondern auch die Wahlfreiheit gewährleisten. Viele Hersteller haben mit dem Klebeverfahren nämlich auf die Wünsche vieler Verbraucher reagiert, die fettfreie und optisch gleichmäßige Fleischerzeugnisse zu einem möglichst geringen Preis nachfragen. Letztendlich sollte jeder Verbraucher selbst entscheiden können und dürfen, ob er derartige Produkte kaufen will oder eben nicht", so Sommer abschließend.