Verbot nicht wissenschaftlich begründbar / Maisschädling künftig mit Chemiekeule bekämpfen? / Gentechnikfeindlichkeit schadet Deutschland
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner entschied heute, den Anbau der gentechnisch veränderten Maissorte MON 810 der Firma Monsanto in Deutschland zu verbieten. Kritik kommt von der CDU-Europaabgeordneten Renate Sommer:
"Die Entscheidung der Bundeslandwirtschaftsministerin zeigt, dass Ilse Aigner nicht mehr ist als die Erfüllungsgehilfin ihres Parteivorsitzenden Seehofer. Letzterer ist ja an populistischen Auftritten kaum zu überbieten und würde für einen Wahlerfolg sicher auch die eigene Großmutter verschachern.
Das Genmais-Verbot ist ein rein politisches, eine CSU-Wahlkampfaktion. Schließlich gibt es keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die eine Gefährdung der Umwelt oder der Gesundheit von Mensch und Tier durch MON 810 belegen. Und im übrigen wurde dieser Mais, der bereits seit 1998 eine Zulassung in der EU hat, bislang schon in Deutschland angebaut. Wer oder was wurde geschädigt? Lediglich dem Maiszünsler, einem großen Maisschädling, wurde die Futtergrundlage entzogen, da ihm MON 810 einfach nicht schmeckt. Künftig wird der Zünsler also wieder mit großem chemischem Aufwand vergiftet werden. Ist das so viel besser für die Umwelt?
Seit es Gentechnik gibt, haben wir sie auch in Deutschland. Und wir werden sie weiterhin haben, weil wir auf Importe von genetisch modifizierten Eiweißfuttermitteln angewiesen sind. Wo ist also die gentechnikfreie Zone? Frei werden wir allenfalls von entsprechenden Forschern sein. Die meisten sind schon abgewandert, Unternehmen wurden verkauft. Nur so konnte der Konzern Monsanto seine 98prozentige Weltmarktführung im Bereich grüne Gentechnik aufbauen. Eine durchweg ungesunde Entwicklung.
Nun wird Monsanto die Bundesrepublik verklagen - mit guter Aussicht auf Erfolg. Doch es sind nicht nur die Millionen Euro deutscher Steuergelder, mit denen dieser Konzern abzufinden sein wird. In nicht ferner Zukunft wird Deutschland viele Milliarden Euro für Gentechnikpatente und -Produkte aus anderen Teilen der Welt ausgeben müssen. Die Knappheit an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche mit gleichzeitig steigender Anbaukonkurrenz von Energie- und Nahrungspflanzen wird uns dazu zwingen. Aigner erweist uns allen einen Bärendienst."
Für weitere Informationen:
Dr. Renate Sommer MdEP, Tel. +32 2 284 7383